Der Lohn der Landschaftspflege

Galloway Rind
Galloway Rind

Ich freue mich, Ihnen die Aktivitäten in der Landschaftspflegestation am Friesheimer Busch für das vergangene Jahr vorstellen zu dürfen. Wie verlief der Einstieg in die Landschaftspflege vor Ort und was macht die Arbeit so lohnenswert? 

In den letzten zehn Jahre war ich beim NABU Seeheim in Südhessen aktiv, hier vor allem bei der Betreuung einer kleinen Schafherde. Schon vor dem Umzug nach Erftstadt schaute ich mich daher im Netz um, was denn in Richtung Landschaftspflege in der Region so abgeht. 

 

Ziegen
Ziegen

Das Naturschutzgebiet Ehemaliges Munitionsdepot Friesheimer Busch mit angeschlossenem Umweltzentrum sah schon mal vielversprechend aus! Also stand ich eines Samstags im April um 9 Uhr zum Arbeitseinsatz auf der Matte und durfte direkt mit anpacken. Das gut organisierte und äußerst motivierte Team und dazu noch große Maschinen zur Landschaftspflege sind mir sofort aufgefallen. Nach ein paar Einsätzen entschied ich, den Tierdienst in der Woche zu unterstützen. Schafdienst mit Wasserversorgung, Zaun- und Tierkontrolle kannte ich zwar schon von der kleinen Schafherde, aber hier ist es doch ein Unterschied mit mehreren Herden, verschiedenen Tierarten und mindestens sechzig Tieren an der Zahl.

 

Im Gelände fühlt es sich an wie in einer anderen Welt. Die solitär stehenden Bäume, weiten Wiesen, lehmigen Wälle und Buchten, vielerorts ohne Sicht auf jegliche Zivilisation ist wirklich toll! Dazu noch die enorme Artenvielfalt, die besonders im Frühling ins Auge sticht. An einem Nachmittag kreisten an die Dutzend Bussarde über dem Gelände, wo ist so etwas in unserer Landschaft denn noch zu sehen? 

 

Orchideen
Orchideen

Aber weiter im Jahr: Im Mai stand die Schafschur an, die wieder ein professioneller Schafscherer übernahm, wir arbeiteten ihm zu. Es ist zwar eine der körperlich herausforderndsten Tätigkeiten, der Umgang mit den Tieren macht aber auch Spaß, sobald die Handgriffe sitzen. Ende Mai gab es dann den Lohn der ganzen Arbeit: eine sensationelle Orchideenblüte, so viele Exemplare an einem Standort hatte ich noch nie gesehen! Im Juni wurden die Schaflämmer geboren, etwas spät im Jahr, der Deckbock hatte wohl den Zeitpunkt im letzten Herbst falsch verstanden. Das große Thema im Juli war die Heuernte. Heu kam für mich bisher schon fertig gepresst als große Rundballen fix und fertig auf die Winterweide. Daher war die Ernte völliges Neuland. Die einzelnen Vorgänge Mähen, Wenden, Schwaden, Pressen und Einholen des Heus brauchen schon mehrere und vor allem trockene Tage. Leider spielte dieses Jahr das Wetter nicht mit, es war einfach oft zu nass. Letztendlich konnte aber genug Heu in einer der ehemaligen Munitionshütten eingelagert werden. Im August gab es Neuzugänge bei den Tieren: drei Galloway-Rinder unterstützten seitdem die Landschaftspflege und sind natürlich das Highlight des Jahres. Ein Unterschied zu den anderen Tieren war schnell klar: sie trinken einfach viel mehr Wasser. 

Ziegen
Ziegen

Im Oktober machten sich viele Leute auf zur Ernte auf den Streuobstwiesen, die Bäume hingen voll von Äpfeln. Wie bereits die Heuernte eine Arbeit, die schneller von vielen Händen bewältigt werden kann. Allein für solche kurzzeitigen Aktionen ist jede Hilfe bei uns sehr willkommen. Auf dem Herbstfest im Umweltzentrum konnte dann die reichliche Ernte bestaunt und viele Apfelsorten verkostet werden. 

Heuernte
Heuernte

Die Tiere sind im Monat November auf mehrere Herden verteilt, es gibt unter anderem eine Deckgruppe mit Ziegen und Schafen, die jungen Schafböcke stehen nun mit den alten Böcken zusammen und entdecken das Gelände auf eigene Faust. Es bleibt spannend und entdeckungsreich im Friesheimer Busch!

von Max Wagner (2025)

Bilder Meren Steinhoff, Max Wagner, NABU Rhein-Erft