von Walter Wicke und Uwe Schindler
Walter, 62, und Uwe, 65, engagieren sich seit rund einem Jahr in der Landschaftspflege beim NABU Rhein-Erft. Sie erzählen, wie sie zum NABU gekommen sind und was es dort alles zu entdecken gibt.
So komisch es klingen mag: Ohne die Flutkatastrophe vom Juli 2021 wäre ich, Uwe, vermutlich nicht oder noch nicht beim NABU gelandet. Damals nahm mich meine Tochter mit in den Ortskern von Erftstadt-Bliesheim zu einem ihrer Freunde, einem der vielen Betroffenen der Flut. Schnell fanden wir uns zum Schlammschippen in einem Keller wieder. Dort traf ich Christian, einen Bewohner, dem ich mit vielen anderen Helfern mehrere Tage lang bei der Beseitigung des Schlamms und anderen Unrats unter die Arme griff.
Erst ein gutes Jahr später liefen Christian und ich uns erneut zufällig über den Weg, bei einem Fest des NABU im Friesheimer Busch. Wir kamen ins Gespräch, kurz darauf lud Christian mich zum samstäglichen Arbeitseinsatz ein.
Für mich, Walter, war nach fast 45 Jahren im Büro Schluss mit bezahlter Arbeit. Ein interessantes Angebot mit Altersteilzeit ergab für mich die Gelegenheit zum Ausstieg in die Freizeit. Doch was macht man mit seiner Zeit, wenn Enkel nicht in Sicht sind und Reisen auch nur einen Teil des Jahres ausfüllen. Es folgte also die Anmeldung zu einem Sprachkurs, die Mitgliedschaft im Sportverein und der Beitritt in eine Wandergruppe. War das schon alles? Irgendwas fehlte noch.
Das Umweltzentrum im Friesheimer Busch kannte ich bereits seit einigen Jahren und wusste, dass dort der NABU aktiv ist. Das wäre doch eine interessante Sache, dort einmal vorbeizuschauen, ging mir schon häufiger durch den Kopf. Was die da genau machen, wusste ich zu dem Zeitpunkt nicht, aber die Natur war mir schon immer wichtig, und ich könnte einen Beitrag dazu leisten, wundervolle Natur zu bewahren. Über meine Wandergruppe lernte ich die Vorsitzende des NABU Rhein-Erft und ihren Mann kennen. Und so hatten wir auch viele Gespräche über die Aktivitäten im NABU, was in mir den Wunsch weckte, mir das mal genauer anzuschauen.
An einem Samstagmorgen klingelte, mittlerweile ungewohnt früh, der Wecker, und ich fuhr zum Friesheimer Busch. Dort wurde ich von rund fünfzehn Frauen und Männern aller Altersklassen, die dort ehrenamtlich in der Landschaftspflege tätig sind, freundlich begrüßt.
Der Samstag beginnt stets mit der Aufgabenverteilung der an diesem Tag anstehenden Arbeiten. Diese sind vielfältig und können z. B. sein:
• Ausmisten der Winterquartiere von Schafen und Ziegen, sowie Bereitstellung von Futter und Wasser
• Mithilfe beim Pferchen der Tiere zur Schafschur, Klauenpflege, Impfung, etc.
• Kontrolle und Reparatur der Außenzäune
• Vorbereitung neuer Pferche im Gelände in den Sommermonaten (Gras und anderen Bewuchs entfernen, mobile Litzenzäune aufstellen und auf schadhafte Litzen prüfen)
• Tiere auf vorbereitete Flächen treiben, Salzlecksteine und Wasserbottiche bereitstellen und ein Elektrozaungerät anschließen
• Heuernte und Einlagerung als Winterfutter
• Baumpflege auf den Streuobstwiesen und Apfelernte
• Zur Verhinderung der Verbuschung den Bewuchs im Gelände zurückschneiden
• Pflege und Reparatur von Werkzeugen und Maschinen
• Vorbereitung und Durchführung von Besuchertagen
• Unterstützung im NABUnten Garten
Und dort mit anzupacken, das macht richtig Spaß. Mal ist es ganz schön anstrengend, etwa beim Hacken von Brombeersträuchern, an denen die Schafe und Ziegen sich verletzen könnten, dann wieder spannend, wenn einem die Experten aus der Gruppe etwas über die Tier- und Pflanzenwelt erklären. Kurzum: Langeweile kommt da nicht auf.
Was uns beiden beim NABU besonders gefällt: Nach der Morgenbesprechung können wir uns aussuchen welcher Arbeitsgruppe wir uns anschließen. Schief angeguckt wurden wir jedenfalls noch nie, wenn wir mal etwas nicht so gern machen wollten. Die Atmosphäre in der Gruppe ist einfach prima. Das wird einem spätestens nach drei Stunden Arbeitseinsatz beim gemeinsamen Frühstück zur Mittagszeit überdeutlich.
(2024)