Insekten im Rhein-Erft-Kreis

Blütenbesuchende Käfer im Naturschutzgebiet „Ehemaliges Munitionsde-pot Friesheimer Busch

Oedemera nobilis
B1 Oedemera nobilis

Von Rolf Hedemann

Denkt man an Insekten, die Blütenpflanzen bestäuben, fallen den meisten Leuten zunächst die Bienen (inklusive der Wildbienen) und die Schmetterlinge ein. Eventuell kommen noch die Schwebfliegen dazu. Welche Rolle spielen aber die Käfer als Bestäu-ber in unserer Natur?

Im Folgenden möchte ich Ihnen die Vielfalt blütenbesuchender (und damit auch bestäubender) Käfer etwas näherbringen. Dort, wo die Lebensbedingungen für die Vielfalt der Insekten noch günstig sind (wie z.B. im genannten Naturschutzgebiet), findet man noch zahlreiche Beispiele für solche Käfer.

 

Oedemera podagrariae
B2 Oedemera podagrariae

Zunächst möchte ich die Familie der Scheinbockkäfer (Oedemeridae) exemplarisch mit den Vertretern „Grüner Scheinbock“ (B1) Oedemera nobilis) und „Echter Scheinbock“ (B2) Oedemera podagrariae) ansprechen. Typisch für diese Käfer ist, dass ihre Deckflügel nach hinten zu spitz zusammenlaufen. Die männlichen Tiere besitzen an den Hinterbeinen kolbenartige Verdickungen, die weiblichen Käfer bevorzugen dagegen das „schlankere Bein“ (B3). Beide Käferarten besuchen die Blüten, um dort den Blütenstaub (Pollen) zu fressen. Dabei findet ganz nebenbei die Bestäubung statt. Auf Bild (B3) ist deutlich zu sehen, dass hier das Käferweibchen an verschiedenen Körperstellen Pollenkörner mit sich herumträgt, die dann auf andere Blüten übertragen werden können. Die Larven der Scheinböcke entwickeln sich im morschen Holz oder leben in den trockenen Stängeln von Kräutern und Sonnenblumen. Sie wachsen im Sommer heran und ver-puppen sich im Herbst im Boden. Von dort schlüpfen die erwachsenen Käfer im nächsten Frühjahr.

Neben den Scheinböcken findet man in den Sommermonaten ebenso häufig Vertreter der Familie der echten Bockkäfer (Cerambycidae) auf den Blüten. Auch diese benutzen Pollen als Nahrungsquelle. Als Beispiel möchte ich hier einmal Stenurella melanura (B4), den Kleinen oder Schwarznahtigen Schmalbock, erwähnen. Die Geschlechter die-ser Art unterscheiden sich dadurch, dass beim Weibchen die dunkle Mittelnaht der Deckflügel sich zum Ende des Hinterleibs hin deutlich verbreitert. Außerdem ist ihr Körper insgesamt breiter gebaut als der der Männchen. Die Käfer bevorzugen Blüten von Dol-denblütlern, Korbblütlern oder Rosengewächsen. Bei der Nahrungsaufnahme treffen die Geschlechter oft zusammen, und es kommt zur Paarung (B5). Die Larven entwickeln sich im morschen, gern auch leicht feuchten Holz von Laub- und Nadelbäumen. Für die Entwicklung bis zum erwachsenen Käfer benötigen sie zwei Jahre.

Ebenfalls noch zur erwähnen ist Stenurella bifasciata (B6) (Zweibindiger Schmalbock), eine wärmeliebende Art, die trockene, sonnenexponierte Standorte bevorzugt. Etwas sel-tener, aber dennoch regelmäßig findet man auch Stenopterus rufus (B7), den braunrötli-chen Spitzdeckenbock. Die Tiere sind durch ihre Farbigkeit auffälliger gekennzeichnet. Außerdem sind die Deckflügel ähnlich wie bei Oedemera gestaltet. Die Larven dieses Käfers sind ebenfalls holzbewohnend und leben in abgestorben Zweigen und Ästen verschiedener Baumarten. Zu den zahlreicher anzutreffenden Arten gehört auch noch Stictoleptura rubra, der Rothalsbock. Die männlichen Tiere besitzen anders als die weiblichen keinen roten, sondern einen schwarzen Halsschild. Gerade die männlichen Tiere findet man aber bevorzugt auf den Blüten (B8), während die weiblichen Tiere eher auf den Stubben oder den bodenliegenden Stämmen der Bruthölzer anzutreffen sind. Brut-hölzer sind fast ausschließlich Nadelbäume.

(2024)