Von Rolf Hedemann
Ich möchte Ihnen diesmal eine weitere besonders geschützte Käferart vorstellen, die im Naturschutzgebiet „Ehemaliges Munitionsdepot Friesheimer Busch“ regelmäßig anzutreffen ist. Es handelt sich um den Feld-Sandlaufkäfer (Bild 1).
Die Sandlaufkäfer sind eine Unterfamilie der Laufkäfer (Carabiden) und kommen in Mitteleuropa mit 12 Arten vor. Sie sind etwa 1 bis 1,5 cm groß, glänzend grün oder bräunlich gefärbt und tragen weiße Fleckenmuster auf ihren Deckflügeln. Auffällig sind ihre großen, hervortretenden Augen, ihre langen dünnen Beine und ihre kräftig ausgebildeten Kieferzangen (Mandibeln). Diese Merkmale kennzeichnen sie als sehr gut an ihre räuberische Lebensweise angepassten Tiere. Außerdem ermöglichen ihnen ihre langen Beine sich besser von dem durch Sonnenbestrahlung übererhitzten Erdboden abzuheben (Bild 2).
Bei den Sandlaufkäfern lässt schon der Name vermuten, dass die Tiere besonders an sandigen Standorten vorkommen. Die Ansprüche des Käfers bezüglich des Standortes sind allerdings etwas breiter gestreut. So findet man diese Tiere auch in Kiesgruben, an Flussufern, auf Feldwegen, ja sogar auf Moorpfaden habe ich sie schon angetroffen. Voraussetzung sind allerdings genügend vegetationsfreie Flächen, die die Tiere für ihre Jagd und Fortpflanzung benötigen. Im Naturschutzgebiet trifft man die Tiere etwa von April bis Oktober regelmäßig auf den erdigen Freiflächen der Begrenzungswälle an, wo sie Jagd machen auf andere Insekten. Dabei erbeuten sie alles, was sie überwältigen können. Im Friesheimer Busch gehören aber Ameisen zum Hauptbestandteil ihrer Beute.
Zum Fang setzen sie ihre enorme Laufgeschwindigkeit ein, um die Nahrung zu ergreifen. Messungen haben ergeben, dass sie in der Lage sind, in einer Sekunde das 120-fache ihrer Körperlänge zurückzulegen. Ein 1,80 m großer Mensch müsste also vergleichbar in einer Sekunde eine Strecke von 216 m zurücklegen. Selbst wenn man seine aufrechte Gangweise berücksichtigt und nur 30 cm Fußlänge zugrundelegen würde, blieben immer noch 36 m, die in einer Sekunde zurückzulegen wären, das entspräche einer Geschwindigkeit von ca. 130 km/h.
Auch Sandlaufkäfer befinden sich bei ihren Geschwindigkeiten in einem Grenzbereich. So können sie mit ihren großen, gut ausgebildeten Augen zwar große Beutetiere bis zu einer Entfernung von 20 bis 25 cm gut erkennen, beim Ergreifen der Beute müssen sie allerdings den Hochgeschwindigkeitslauf kurz stoppen, um die genaue Position der Beutetiere exakt fixieren zu können.
Die Beute wird dann mit den mächtigen 3-fach gezähnten Kieferzangen ergriffen, zerlegt und zerkaut. Nicht ohne Grund tragen die Sandlaufkäfer im Englischen den Namen „tiger beetle“ (Bild 3).
Versucht man sich den Käfern zu nähern, so fliegen die scheuen Tiere sehr schnell auf, landen aber nach kurzer Flugstrecke wieder, um bei erneuter Annäherung sofort wieder zu starten.
Bei der Paarung befinden sich die männlichen Tiere auf dem Rücken der Weibchen und umklammern mit ihren Kieferzangen deren Einschnitt zwischen Halsschild und Hinterleib. Dabei werden die sonst so zerstörerischen Mandibeln hierbei nur sehr vorsichtig eingesetzt (Bild 4).
Die Eiablage erfolgt dann im Erdboden. Die Larven (Jugendstadien) der Käfer leben dort oberflächennah in Wohnröhren (Bild 5). Sie ernähren sich ebenfalls räuberisch, indem sie vorbeilaufende Beutetiere blitzschnell ergreifen, in die Röhre ziehen und verzehren.
Neben dem Feld-Sandlaufkäfer kommt im Naturschutzgebiet „Ehemaliges Munitionsdepot Friesheimer Busch“ auch eine zweite geschützte Sandlaufkäferart vor, der kupferfarben gefärbte Dünen-Sandlaufkäfer (Cicindela hybrida). Er ähnelt in seiner Lebensweise sehr stark der zuvor beschriebenen Art. Dabei ist der Dünen-Sandlaufkäfer die etwas wärmeliebendere Art und bevorzugt daher die stärker besonnten Areale.
Bild 1 Cicindela campestris, Foto: Rolf Hedemann
Bild 2 Foto: Rolf Hedemann
Bild 3 Tigerkäfer Cicindela_hybrida_head Foto: Richard Bartz, CC BY-SA 2.5
Bild 4 Foto: Rolf Hedemann
Bild 5 Sandlaufkäfer Larve Foto: Stefanie Beyer, NABU Holzminden