Insekten im Rhein-Erft-Kreis

Der Kleine Sonnenröschen-Bläuling (Aricia agestis)

Aricia agestis

Von Karl-Heinz Jelinek

Nicht nur den geneigten Naturbeobachtern ist es aufgefallen: 2023 war ein sehr schlechtes Schmetterlingsjahr. Viele häufige Arten wurden kaum beobachtet. Ein Grund dafür liegt höchstwahrscheinlich in der Dürre des Spätsommers 2022, als viele Futterpflanzen der Raupen vertrocknet sind. Aber es gibt auch Gewinner des Klimawandels.

Falter

Eine der Arten, die vom Klimawandel profitiert haben, ist der Kleine Sonnenröschen-Bläuling. Diese noch vor 30 Jahren fast überall im Kreisgebiet fehlende Art war noch nie so häufig wie im Jahr 2023. Eine Allerweltsart ist der hübsche, kleine Bläuling zwar auch weiterhin nicht, aber an vielen Stellen kann der Falter inzwischen regelmäßig beobachtet werden.

Die Bestimmung der Falter ist allerdings nicht ganz einfach. Beide Geschlechter sind bei diesem Bläuling braun, und damit sehen die Tiere vielen Weibchen des Hauhechel-Bläulings sehr ähnlich. Die auffällige orange Binde auf der Vorderflügel-Oberseite ist nicht immer so schön ausgeprägt wie bei dem Falter auf dem Foto, so dass zur sicheren Bestimmung die Unterseite der Flügel benötigt wird. Im Gegensatz zum Hauhechel-Bläuling fehlt hier der Wurzelfleck auf der Vorderflügel-Unterseite immer. Aber dieser Fleck wird häufig durch die Hinterflügel verdeckt. Da es zudem Falter des Hauhechel-Bläulings gibt, bei denen dieser Fleck auch fehlt, muss man die Flecken der Hinterflügel-Unterseite betrachten. Ein schnelles Erkennen der Merkmale ist dort jedoch besonders für Laien schwierig.

Die Raupen nutzen in Kalkgebieten, in denen Sonnenröschen-Arten wachsen, diese gerne als Futterpflanzen. Im Rhein-Erft-Kreis kommen keine Sonnenröschen vor; dort leben die Raupen an Storchschnabelarten (Geranium). Der Kleine Sonnenröschen-Bläuling galt immer als Charakterart von Magerrasen. Das wärmere Klima verschafft dieser sehr mobilen Art die Möglichkeit, auch andere Offenland-Biotope zu besiedeln. Vielen anderen Arten fehlt aber die hierfür notwendige Mobilität, so dass sie sich trotz wärmeren Klimas nicht ausbreiten können.

Der vom Kleinen Sonnenröschen-Bläuling im Gelände praktisch nicht zu unterscheidende Große Sonnenröschen-Bläuling (Aricia artaxerxes) kommt in ganz Nordrhein-Westfalen nicht vor. Seine Vorkommen in Deutschland sind hauptsächlich auf einige Gebirge beschränkt, wie Harz, Schwäbische Alb und den Alpenraum. Er ist höchstwahrscheinlich ausschließlich an das Vorkommen von Sonnenröschen gebunden und nicht mobil.

(2024)