Am 25. Dezember 2022 verstarb Waltraud Schnell im Alter von 82 Jahren. Die Expertin für Weichtiere und Flora aus Kerpen engagierte sich seit dem 1. Juli 1985 bis ins hohe Alter beim NABU Rhein-Erft.
Zusammen mit ihrer Familie führte sie bedeutende Kartierungen von Schnecken durch und kooperierte mit Liane Fuß aus Frechen bei botanischen Führungen. In den achtziger Jahren setzte sich Waltraud Schnell für den Erhalt der Grünen Lunge in Bergheim ein. Ihr Werk „Der Bethlehemer Wald und andere Naturräume in Bergheim an der Erft“ sicherte das Wissen um den Wald, der kurze Zeit später dem Tagebau zum Opfer fiel. Darin enthalten ist ein Dokument über die Evakuierung der Amphibien aus dem Bethlehemer Wald. Den Prozess der Unterschutzstellung des Marienfeldes in Kerpen unterstützte Waltraud Schnell durch Kartierungen der dortigen Schneckenpopulation. Vor rund 30 Jahren regte Waltraud Schnell den Arbeitskreis für Natur und Umwelt in St. Michael in Kerpen Buir an, der bis heute gemeinsam mit Pastor Neuhöfer aktiv wirkt. Für die praktizierende Katholikin war "Bewahrung der Schöpfung" mehr als nur ein Wort. Die Bepflanzung des Buirer Fließ, die Anlage von Obstwiesen oder der Bau von Windrädern auf Kirchenland sowie Photovoltaik auf kirchlichen Gebäuden in Buir gehen auf ihre Anregung zurück.
Noch mit 75 Jahren stieg sie in Wesseling ans Rheinufer herunter, um unter viel Körpereinsatz Schnecken und Muscheln zu bestimmen, erzählt die Kerpenerin Stefanie Taube, die sie immer mal wieder bei den Kartierungen begleitete. Mit Gleichgesinnten stand sie stets per Post im fachlichen Austausch.
Lange setzte sich die aktive Naturschützerin für die Entfernung von Kampfstoffen aus der Berrenrather Börde ein. Zuletzt äußerte sie sich im Juli 2020 in einem Leserbrief zu diesem Thema.
Von 1995 bis 2004 zierte jeweils der handgezeichnete „Vogel des Jahres“ das Titelblatt des NABU Info. Jedes Jahr füllte sie das NABU-Info durch ihre Fachbeiträge zu Weichtieren mit wertvollem Inhalt. Zuletzt beschrieb sie 2021 zusammen mit ihrer im Juni verstorbenen Tochter Birgit die Entdeckung der Gelblichen Kielnacktschnecke in ihrem Hausgarten. Ihr Engagement und Fachwissen fanden in den Auszeichnungen mit der Silbernen Ehrennadel des NABU 1986 und dem Rheinlandtaler des LVR 1990 ihre Anerkennung.
Mit Waltraud Schnell endet die Ära einer Naturschützer-Familie, denn auch ihrem Ehemann Paul und der Tochter lag die Bewahrung der Schöpfung am Herzen.
Text: Susanne Kirsch, unter wertvoller Mitwirkung von Mitgliedern des NABU Rhein-Erft